Großeltern werden – gar nicht so einfach
Die ersten Tage, Wochen, Monate nach der Geburt war ich so beschäftigt damit in meine Rolle als Mutter zu finden, dass mir vieles drumherum nicht auffiel. Zum Beispiel auch nicht, dass das Großeltern-Werden offensichtlich genau so schwierig sein kann.
Rückblickend hab ich wohl gedacht, dass das ja nun von alleine gehen würde. Schließlich war ja den neuen Großeltern schon ausreichend Zeit gegeben selbst Eltern zu sein und diese Rolle auch über die Jahre ständig neu zu definieren – da müsste die Rolle als Oma oder Opa doch wohl intuitiv sein…
Ein vorsichtiges Herantasten
Ein Enkelchen! So sehnlichst erwartet! Und dann auch noch das erste! Die Großeltern sind schockverliebt und das Interesse am Leben des eigenen Kindes teilzuhaben steigt plötzlich wieder ganz enorm – und dabei hatten sie sich doch gerade damit arrangiert ihm den nötigen Freiraum zu lassen… Sie wollen sich nun nicht aufdrängen und doch zeitgleich möglichst viel vom neuen Sonnenschein mitbekommen. Eine Zwickmühle.
Und dann sind da noch die vielen Tipps und guten Ratschläge, alle Best-Practices aus der eigenen Neu-Elternzeit an die man sich noch ganz sicher sehr gut erinnert und niemand scheint sie hören zu wollen. Ich glaube da findet man sich als frischgebackene Großeltern plötzlich wieder in einer alt bekannten Situation: Man möchte seine Kinder gerne vor Fehlern bewahren und ist gezwungen zu zu sehen, wie sie selbstbewusst einfach das machen, was sie für richtig halten…
Das ist bestimmt nicht einfach…
Wie sich Kinder fühlen, die plötzlich selbst Eltern sind
Mir als neuer Mama ist es tatsächlich auch nicht einfach gefallen, zu sehen/ wahrzunehmen, wie es den Großeltern dabei geht. Dafür fehlte mir in der Anfangszeit einfach der Kopf…
Viele der gut gemeinten Ratschläge doch noch dies und jenes auszuprobieren und die großelterliche Skepsis gegenüber der aktuellen Empfehlungen im Umgang mit Babys („Du stillst immernoch? So oft? Beistellbett?“) habe ich schnell als Angriff meiner Methoden gesehen, die vielen Fragen oft als Kontrolle erlebt… und war genervt davon.
Das ist sicherlich zu einem Teil auch mein eigenes, ganz persönliches Ding, aber ich weiß von vielen Gesprächen mit Freunden, dass es nicht nur mir so ging. Die allgemeine Verunsicherung, die einem mit dem ersten Kind ja fast täglich in den ersten Wochen begleitet tat ihr übriges dazu.
Daher – liebe neue Großeltern: Behaltet das im Hinterkopf!
Ein paar Tipps für frisch gebackene Großeltern
Weil es am einfachsten ist bekommt ihr ein paar ganz konkrete Beispiele: Unseren Eltern ist es nämlich mit und mit gelungen richtig toll in ihre neue Rolle hinein zu wachsen. Vermutlich war ich dann auch soweit sie zu lassen 😉
Sie haben dabei ein paar Dinge gemacht, die es mir wirklich leichter gemacht haben – ich möchte euch daran teilhaben lassen und ihnen gleichzeitig damit Danke! sagen!
#1 Lobt eure Kinder
Das Ding wird nie alt, ob eure Kinder gerade Laufen lernen, ein schönes Bild gemacht haben, ihr Abitur in den Händen halten oder gerade selbst Eltern geworden sind: „Ich bin stolz auf Dich!“ und „Du machst das richtig gut!“ können wir quasi nicht oft genug hören – egal wie groß wir sind.
#2 Schluckt eure Ratschläge einfach runter
Dass sie das gemacht haben, kann ich nur vermuten. Aber irgendwann haben die Tipps aufgehört. Es sei denn wir haben um Rat gefragt – und das, liebe Großeltern, ist eine vollkommen andere Kiste!
Erfragter Rat ist ja gewollt! Dem höre ich gerne und interessiert zu. Wichtig dabei: Mit einem Rat ist keine Handlungsanweisung verbunden.
#3 Richtet euch nach euren Kindern
Etwas ganz einfaches mit unglaublich großer Wirkung!
Fragt eure Kinder: „Wie wickelst du? Zeig es mir!“, „Wie macht ihr das mit dem Essen?“, „Ist es ok, wenn ich … mache?“ oder auch „Wie möchtest du, dass ich … mache?“. Und dann macht ihr es so, wie eure Kinder!
Das hat mir soviel Vertrauen gegeben, ihnen mein Kind auch mal eine Weile zu überlassen. Denn ich wusste, dass sie in meinem Sinne mit ihm umgehen.
Und dieses Vertrauen ist so eine wichtige Sache! Schließlich geht es um das eigene Kind…
#4 Seid geduldig
Das Baby gehört zu Mama und Papa! Wir frisch gebackenen Eltern gewöhnen uns ja gerade selbst erst an unser Baby. Da ist das Abgeben eben nicht so einfach. Das Einzige, was da hilft ist Zeit!
Und ja, ich weiß – das ist vermutlich der schwierigste Part, aber es lohnt sich!
#5 Besondere Zeit: Das Wochenbett.
Das Wochenbett ist so oder so eine Ausnahmesituation. Was hier helfen kann habe ich euch in diesem Artikel zusammengefasst.
Die Belohnung: Strahlende Augen
Die erste Zeit war wirklich super holprig, aber mittlerweile haben wir alle (Eltern und Großeltern) unsere Rollen gefunden und fühlen uns, so denke ich, größtenteils sehr wohl damit.
Ich kann es jetzt sehr genießen zu sehen, wie die Großeltern unserem Kind die gleichen Schüttelreime und Lieder vorsingen wie uns damals und die Augen von allen dabei um die Wette strahlen!
Das wünsche ich euch auch und hoffe, dass ich mit meinem Artikel vielleicht auch etwas dazu beitragen konnte.
Wie ist es euch ergangen, als Eltern oder als Großeltern? Was hat euch geholfen, eure neuen Rollen zu finden und euch damit wohl zu fühlen?
Foto: Meins. Die Postkarte auf dem Titelbild ist von moderntimes.de
Schön geschrieben. Danke.
Sehr gerne! 😉
Endlich habe ich als frischgebackene Oma von 2 fast gleichalten Enkeln (2 und 3 Monate alt, von beiden Söhnen) mal sehr gute Ratschläge im Internet gefunden. Ich finde es nämlich sehr schwierig zu wissen, wie ich mich richtig verhalte, um nicht nervig und aufdringlich zu wirken. Vielen Dank für den Artikel. Es ist alles noch etwas schwierig, nicht in die Nervfalle zu tappen, aber jetzt kann ich lernen und es klappt besser ?.
Liebe Heike,
das freut mich wirklich sehr! Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß am Omasein wünsche ich dir! 🙂
Vielen Dank für den Beitrag
Ich bin so erschrocken über mich und mein verhalten was Abgrenzung angeht, ich dachte das ist mein recht ich bin Oma und möchte Bedürfnisse aufleben und Erfahrungen weiter geben. Ich dachte das ist normal “ ich darf das ich bin die Oma“ . Ich habe es nicht anders gelernt , jetzt weiß ich es besser und werde die Familie meines Sohnes im kommenden Gespräch sagen das ich ihre Ängste und Sorge Verstehen kann. Drückt mir die Daumen das sie mir wieder Vertrauen. L.g P
Danke suse
Oh, liebe Patricia!
Danke für dein Feedback! Leider lese ich den Artikel erst jetzt – wie ist euer Gespräch gelaufen? Ich drücke jetzt noch die Daumen!!!
Ganz liebe Grüße!
Suse
Hallo liebe Suse,
mit diesem Beitrag hast Du mir aus der Seele gesprochen. Als ich das 1. Mal Oma wurde, ist es mir genau so ergangen. Nun kommt in den nächsten Tagen das 3. Enkelkind und ich freue mich sehr darauf. Danke für die besonderen Ratschläge.
Ohhh, das freut mich wirklich sehr!!!